Weniger Arbeit, mehr Leben: Diskussion um die 38-Stunden-Woche

Am 3. März stimmt die Bevölkerung von Affoltern über die Änderung der Personalverordnung der Stadt Affoltern ab, welche die Einführung einer 38-h-Woche beinhaltet. Dazu lud das Pro-Komitee am 10. Januar zu einer Informationsveranstaltung ein.
Infoveranstaltung '38 h Woche': C. Bader, Uni Bern, Stadtpäsidentin E. Fenner, R. Schmid, Unternehmer, M. Gallusser (v.l.n.r.)
Infoveranstaltung '38 h Woche': C. Bader, Uni Bern, Stadtpäsidentin E. Fenner, R. Schmid, Unternehmer, M. Gallusser (v.l.n.r.)

Am 3. März stimmt die Bevölkerung von Affoltern über die Änderung der Personalverordnung der Stadt Affoltern ab, welche die Einführung einer 38-h-Woche beinhaltet. Dazu lud das Pro-Komitee am 10. Januar zu einer Informationsveranstaltung ein.

 

Nach der Begrüssung durch Martin Gallusser übergab er der Stadtpräsidentin Eveline Fenner das Wort, die die Gründe für die Änderung sachlich darlegte. Die Stadt habe enorme Probleme bei der Personalrekrutierung, da das Lohnniveau rund 5 % bis 25 % tiefer liege als das der Privatwirtschaft und auch anderen Gemeinden. Dadurch seien sehr hohe Springerkosten entstanden. Es brauche dringend eine Lösung.

 

Dr. Christoph Bader, Uni Bern, zeigte in seinem Kurzreferat eindrücklich die positiven Effekte einer Arbeitszeitverkürzung. Zu wenig bedenkt werde die Externalisierung der Kosten, die durch eine 40 Stundennorm entstehe (Gesundheit, Kita, Umwelt usw.). «Unsere Wirtschaft will immer mehr Wachstum und Konsum. Und gleichzeitig sehen wir die negativen Umwelt- und Sozialfolgen.» Bader gibt auch zu bedenken, dass bei den meisten Nachbarländern seit rund 5 Jahren bereits eine 4-Tage-Woche ein Thema sei.

 

Nach dem wissenschaftlichen Exkurs folgte das Kurzreferat von René Schmid von EO Elektro Oberland. Das KMU aus Bauma hat das Experiment der 4-Tage-Woche bereits gewagt und möchte nicht mehr zurück. Das Unternehmen konnte diese Reduktion problemlos durch Effizienzsteigerung umsetzen.

 

Von der Diskussionsmöglichkeit wurde rege Gebrauch gemacht. Die meisten Gegner der Vorlage sehen die Problematik in den Mehrkosten und einer allfälligen Steuererhöhung. Die Stadtpräsidentin erläutert, dass rund 40 % der Mehrkosten nicht das Budget der Stadt betreffe, sondern dasjenige des «Seewadel». Zudem würden durch die Massnahme auch die teuren Springerkosten entfallen (CHF 1,2 Mio.). Wie sich die 38-h-Woche finanziell effektiv auswirken werde, werde sich noch zeigen, wohl positiver als budgetiert. Dass ein Handlungsdruck besteht, wurde deutlich.

 

Ob eine generelle Lohnerhöhung oder die Einführung der 38-h-Woche – die Mehrkosten sind gleich. Doch mit der 38 h Woche erhofft sich die Stadt für zukünftige Mitarbeitende wieder attraktiv zu werden.

 

Stefan Kessler, Affoltern, «Pro-Komittee-38h-Woche»